InfektoFlex - innovative Test- und Diagnostikplattform
Das Projekt InfektoFlex der Clickmer Systems GmbH entwickelt eine innovative Diagnostik- und Testplattform, um ein schnelleres Reagieren auf Pandemien zu ermöglichen. Als Alternative zu Antikörpern werden dabei synthetisch hergestellte Clickmere verwendet.
Schnelle Pandemie-Responsiveness durch eine adaptive und innovative Diagnostikplattform
Das Projekt InfektoFlex startet im Rahmen des Förderwettbewerbs Infektiologie im April 2023 und wird vom Land mit knapp 670.000 Euro gefördert. Die Clickmer Systems GmbH, ein Spin-off der Bonner Universität am Standort Rheinbach, setzt das Vorhaben zusammen mit dem Fraunhofer-Institut für Mikroelektronische Schaltungen IMS in Duisburg um.
Das Vorhaben entwickelt eine neuartige diagnostische Test- oder Assay-Plattform zum effektiveren Nachweis neuer Krankheitserreger und kann damit ein schnelleres Reagieren auf Pandemien ermöglichen. Nicht zuletzt die Corona-Pandemie hat gezeigt, wie wichtig es ist, auf neue Infektionskrankheiten vorbereitet zu sein.
Das neuartige Testsystem zur Identifizierung viraler und bakterieller Krankheitserreger setzt auf innovative technologische Verfahren und koppelt sogenannte Clickmere, eine synthetische Alternative zu den derzeit in vielen diagnostischen Testverfahren verwendeten Antikörpern, an hochsensitive optische Nanosensoren (SWCNTs), die als optisches Detektionsverfahren fungieren und im nahen Infrarotlicht fluoreszieren.
Clickmere werden in einem evolutiven Selektionsprozess synthetisch im Labor hergestellt und lassen sich leicht an neue Krankheitserreger und deren Resistenzen anpassen. Die Entwicklungszeit von Clickmeren ist zudem kürzer als die von Antikörpern, die zeitaufwändig in Tieren oder Zellkulturen hergestellt werden müssten.
Das Clickmer-Nanosensor-Testsystem im Rahmen von InfektoFlex zielt darauf, den aktuellen Goldstandard der in vitro Diagnostik über markierte Antikörper, die u.a. bei immunologischen Testverfahren (ELISAs) und Schnelltests verwendet werden, zu ersetzen. Das Verfahren bietet zudem die Chance, wichtige Nachhaltigkeitsaspekte wie Tierschutz und die Einsparung von Ressourcen zu adressieren.
Hintergrund
Die Clickmer Systems GmbH ist eine Ausgründung der Universität Bonn (2019). Das Spin-off wurde am dortigen Life Science Inkubator bis zur Investitionsreife entwickelt. Gefördert wurde das Projekt vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit 1,7 Millionen Euro. Unterstützung bekam das Unternehmen außerdem durch den Technologietransfer der Universität Bonn und das neue Transfer Center enaCom. Das Team beriet unter anderem bei Marketing und Patentierungen.
Mit Unterstützung der PROvendis GmbH, einer Tochtergesellschaft der Hochschulen in NRW und Dienstleister im Technologietransfer, wurden die Rechte an der Clickmer-Technologie von der Universität Bonn an Clickmer Systems lizenziert.
2022 wurde die Clickmer Systems GmbH mehrheitlich von der britischen APIS Assay Technologies Ltd. (Manchester) übernommen; als Tochterunternehmen bleibt sie als selbstständige Einheit in Rheinbach bestehen und entwickelt weitere Assays.
Ein wichtiger Bestandteil des Immunsystems sind Antikörper, die aus Proteinen (Eiweißen) bestehen und Krankheitserreger in Schach halten. In der Medizin werden sie etwa als Impfstoff, zur Krebstherapie oder für die Diagnostik eingesetzt. Der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Günter Mayer vom LIMES-Institut der Universität Bonn ist es gelungen, solche Antikörper anwendungsbezogen durch synthetische “Clickmere” zu ersetzen. Die Technologie geht auf Pionierarbeiten von Prof. Dr. Michael Famulok zurück, der ebenfalls am Bonner LIMES-Institut forscht.